Hallo liebe Leser meines Blogs!
Alle Jahre wieder, so etwa im August oder September,
strömen in Deutschland hunderttausende Erstklässer mit prall gefüllten
Schultüten in die Grundschulen. Die Tüten, in manchen Regionen Deutschlands
auch Zuckertüten genannt, sind dabei oft selbst gebastelt und mit den
Lieblingsfiguren oder -tieren des ABC-Schützen verziert.
In Deutschland ist dieser Brauch flächendeckend bereits
seit einigen Jahrzehnten fester Bestandteil der Einschulung. Im Ausland bzw. in
den umliegenden Nachbarländern kennt man ihn zwar, aber praktiziert ihn nicht.
Ausgenommen die Länder Schweiz und Österreich, auch dort gehören Schultüten zum
ersten Schultag einfach dazu.
Aller Wahrscheinlichkeit nach hat dieser Brauch seinen
Ursprung in Deutschland, genauer gesagt in Sachsen oder Thüringen – so ganz
exakt kann man das leider nicht belegen. Zumindest reichen seine Anfänge bis
zum Beginn des 19. Jahrhunderts (ca. um 1810) zurück.
Damals erzählte man den Kindern wohl die Geschichte eines
Lehrers, in dessen Schulhaus im Keller ein Zuckertütenbaum wüchse, und wenn die
Tüten eine gewisse Größe erreicht hätten, dann wäre es auch langsam Zeit für
den Schulanfang. Parallel dazu war es in jüdischen Gemeinden Brauch, den
Kindern zu Beginn ihres an der Thora ausgerichteten Schullebens süßes
Buchstabengebäck in Anlehnung an den Psalmspruch: „Dein Wort ist in meinem
Munde süßer als Honig“ (Psalm 119,103) zu schenken.
Zunächst blieben die Schultüten nur ein Phänomen in
größeren Städten im Osten Deutschlands. Erst nach und nach setzten sie sich
auch auf dem Lande durch. In anderen Regionen, z.B. im Rheinland, wurden sie
erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt und hielten auch hier allmählich
Einzug in deutschen Haushalten.
Über zwei Jahrhunderte hinweg hat sich die Schultüte
stark verändert, einzig die Form ist gleich geblieben. Schon damals hatte sie
ihre charakteristische Spitztütenform (rund oder sechseckig) und einen
Verschluss aus Filz, Stoff oder Krepp mit einer seidenen Schleife. Doch was den
Inhalt anbelangt, so gibt es im Vergleich zu heutigen Gebräuchen einen großen
Unterschied. Die damalige Oberschicht befüllte die Tüten mit Marzipan, Konfekt
und Zuckerstücken, wohingegen die Arbeiterklasse auf Schulmaterial, Schiefertafeln
oder Schulschürzen für Mädchen zurückgriff.
Gruß Karen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen