Hallo liebe Leser meines Blogs!
Zwar habe ich die Schule schon vor vielen Jahren beendet,
das ändert aber absolut nichts an der Tatsache, dass ich noch immer sehr gerne
lerne. Und von mir aus könnte auch der Tag noch viel mehr Stunden haben.
Aber warum hat eine Schulstunde nur 45 Minuten?
Ich habe mich da mal schlau gemacht und bin fündig
geworden.
Am 02. Oktober 1911 wurde in Preußen die
45-Minuten-Schulstunde eingeführt. Sie war das Ergebnis einer schon lange
währenden Diskussion und diverser Entwicklungen. Ansichten wie die des
Professor Crey, genannt Schnauz, aus der Feuerzangenbowle galten als überholt
und unzureichend: "Mit der Schule ist es wie mit dör Medizin: Sie muss
bätter schmecken, sonst nutzt sie nichts."
Doch dieser Nutzen wurde immer mehr angezweifelt.
Unterrichtete man doch noch vor 100 Jahren 60 Minuten - und zwar vormittags und
nachmittags. Die Konsequenzen für die Schüler waren kaum zu übersehen. Schon im
Lexikon der Erziehungs- und Unterrichtslehre von 1842 hieß es: "Junge
Pferde spannt auch kein guter Wirth zu anhaltend an; und wahrlich, dass wir in
manchen Zweigen unsers Lebens so schlecht fahren, rührt wirklich daher, dass
wir ganz abgetriebene Pferde besitzen."
Als Folge dieser Erkenntnis wurden schon ab 1890 an den
höheren Schulen Preußens wissenschaftliche Fächer nur noch vormittags
unterrichtet. Der Nachmittag galt als minderwertig. In einem Artikel der
"Allgemeinen Deutschen Lehrerzeitung" aus jener Zeit heißt es dazu:
"Welch bleierne Schwere ruht über der Klasse! Unaufmerksamkeit,
Zerstreutheit und geringe Aufnahmefähigkeit der Kinder sind wohl allgemein die
Begleiterscheinungen des Nachmittagsunterrichts, die ihre Erklärung
hauptsächlich in den physiologischen Veränderungen - die durch die Verdauung
des Mittagsmahles bewirkt werden - finden."
Weil man das ändern, gleichzeitig aber den Unterrichtsstoff
nicht reduzieren wollte, wurde dann 1911 in Preußen die Schulstunde von 60 auf
45 Minuten verkürzt. Zuerst an den höheren Schulen, ab 1920 dann auch in allen
anderen im preußischen Einzugsbereich. Damit ließ sich der gesamte Unterricht
in den Vormittagsstunden unterbringen. Das Ganze wurde damals als Kurzstunde
bezeichnet und brachte die alt gewohnten Ansichten durcheinander. So heißt es
im Lexikon der Pädagogik von 1912: "Diese Kurzstunde ist kein Ideal."
Ergab sich doch daraus faktisch eine Art Halbtagsschule. "Und so ist die
Halbtagsschule als das anerkannt, was sie wirklich ist, nämlich ein übler
Notbehelf."
Zudem ergab sich daraus ein praktisches Problem, weil die
Kinder den Vätern das Mittagessen nicht mehr zur Arbeit bringen konnten. Die
Lehrer wiederum argwöhnten, dass die 45-minütige Kurzstunde die Schüler zu
militärischer Pünktlichkeit, wenn nicht gar zu übereilter Hast antreiben würde.
Und hatte nicht schon Professor Crey aus der Feuerzangenbowle augenzwinkernd in
seinem angeblich berühmten Buch "Die Gerechtigkeit des Lehrers unter
besonderer Berücksichtigung der höheren Lehranstalten" ausgeführt:
"...dass das wissenschaftliche Streben, um den vorgeschriebenen Lehrstoff
getragen werden muss, einerseits: Vom Verständnis und dör Vörsorge des Lehrers
gegenüber dem ihm anvertrauten Schöler und andererseits von der Ehrfurcht und
unbedingten Hochachtung des Schölers vor seinem Lehrer."
Wie dem auch sei: Die 45-Minuten-Einheit hat sich am Ende
durchgesetzt und gilt grundsätzlich bis heute. Wobei mittlerweile immer mehr
Schulen zum 60-Minuten-Modell zurückkehren. Dies entspreche eher dem
Tagesrhythmus. Die Schüler müssten zudem Fachräume weniger wechseln und könnten
konzentrierter arbeiten. Am Ende solle dadurch mehr Ruhe in den Tagesablauf
kommen.
Gruß Karen
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